Gemeindechronik
Der Bischof Theoderich von Schwerin (1239 - 1247) sagt in der Urkunde vom 28. Decbr. 1241, durch welche er die Pfarre dotirt, daß er die Kirche, welche auf dem Grund und Boden der verwittweten Gräfin Audacia von Schwerin erbauet sei, geweihet habe. Audacia war die Wittwe von Graf Heinrich I.(1155-1228), dessen Standbild im Portal des Schweriner Schlosses zu sehen ist.
Das ritterschaftliche Dorf
Im frühen Mittelalter war Mecklenburg von Slawen besiedelt. Das Herrschaftsgebiet der slawischen Fürsten (Könige) zu Mecklenburg geriet ab 1160 (zunächst unter den Sachsen) in deutschrechtliche Lehnsabhängigkeit, und es begann die dauerhafte Eingliederung Mecklenburgs in das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, die nur durch die Zeit dänischer Besetzung von 1180 bis 1227 unterbrochen wurde. So erhielt Obodritenfürst Pribislav 1167 die Terra Obodritorum (außer Grafschaft Schwerin) als Vasall des sächsischen Herzogs Heinrichs des Löwen zurück und nahm den christlichen Glauben an.
Die deutsche Besiedlung drang erst in den ersten beiden Jahrzehnten des
13. Jahrhunderts in den östlich des Schweriner Sees gelegenen Teil der Grafschaft Schwerin, das den Namen „Land Sielesen“ führte, vor.
Mit ihr kam auch hier der Kirchbau in Gang. Im Jahre 1220 müssen die Kirchorte - es sind dies Pinnow, Crivitz, Retgendorf und Zittow - als Dörfer mit deutschen Bauern einige Jahre besetzt gewesen sein, die Freijahre sind schon abgelaufen. Alle vier Kirchen sind ursprünglich landesherrlichen Patronats gewesen, was besagt, dass ihre Gründung und Ausstattung (Dotierung) durch die Grafen von Schwerin als Landesherren erfolgte, in deren Auftrag auch die Besetzung der Dörfer geschah. Die Kirche wird im Jahre 1241 geweiht (MUB 533), mit zwei Hufen [1 H = 13 ha] ausgestattet und zum Kirchspiel die 5 Dörfer Flessenow, Schlagsdorf, Tessin, Liessow und Buchholz gelegt.
Das Adelsgeschlecht von Sperling in Mecklenburg
Die Sperling werden mit Johann Sperling, mit dem auch die gesicherte Stammreihe beginnt, im Jahre 1274 erstmals urkundlich genannt. Der sehr angesehene Hans Sperling hat 1523 für die Familie die Union der Landstände der mecklenburgischen Ritterschaft mit gesiegelt. Hans und Vollrath die Sperlinge befanden sich 1530 im Gefolge des Herzogs Heinrich von Mecklenburg auf dem Reichstag zu Augsburg.
Im 18. Jahrhundert geraten die Sperlings in finanzielle Nöte und mußten 1753 ihre Güter beleihen. Sie konnten sich noch 3 Jahrzehnte über Wasser halten und verkauften ab 1790 ihre Güter.
Das Stammwappen zeigt im blauen Feld drei (2,1) natürliche Sperlinge. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken über einem blau-silbernen Wulst vier ins Quadrat bzw. Gitter gelegte, brennende silberne Fackeln, in deren Mitte ein natürlicher Sperling.
Besitztümer der Sperlings in Mecklenburg
Bubow, Buchholz, Clastorff, Dämelow, Flessenow, Gömtow/Friedrichsruhe, Keez, Necheln, Oberhoff, Retgendorf, Rubow, Rüting, Schlagsdorf, Thurow, Ventschow, Viecheln, Vietow, Weisin, Westin, Wichmannsdorf und Zickhusen
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Inhaltsbereich
Gutsbesitz von Retgendorf und Neu Schlagsdorf
<. von Sperling
1784 von Spörken, Adolf Ludwig
(auf Rubow)
1792 von Bülow, Bernhard Joachim,
(bis 1838 auf Neu Schlagsdorf)
Gutshaus Flessenow
Gutshaus Retgendorf
Weitere Aufteilung der Güter in den Folgejahren, Retgendorf und Neu Schlagsdorf werden getrennt
Retgendorf mit Sitz in Flessenow
1832 von Schack, Ernst Karl Christoph
1887 Diestel, Ludwig
1902 Langfeld, Gustav
1908 Branconi, Gustav
1910 Rusch, Karl
Am Turmeingang der Retgendorfer Kirche liegen zwei Grabplatten aus den Jahren 1850 und 1878 für Mitglieder der Familie von Schack: Ernst Carl Christoph von Schack (28.04.1791 - 18.01.1850) aus dem Hause Rey bei Altkalen und seine Ehefrau Louise Henriette Charlotte Adolphine, geborene von Maltzahn (20.04.1797 - 23.06.1878).
Gutshaus
Neu Schlagsdorf um 1940
Speicher Neu Schlagsdorf, heute
Neu Schlagsdorf
1792 von Bülow, Bernhard Joachim
1838 Ahrens, Carl Christoph Christian
1894 Burmeister, Fritz
1915 Podeus, Heinrich
1925 Thyssen, Fritz
1939 Staatsdomäne
Bernhard Joachim von Bülow(08.07.1747 in Camin - 30.08.1826 in Schwerin)
Oberhofmarschall und Kammerherr bei Herzog Friedrich,
1806/07 ist er Hauptunterhändler mit den Franzosen, 1813 kurzzeitig der Regierung Mecklenburg - Schwerin vorstehend.
(Er ist der Großvater von Helene von Bülow, der Stifterin des Diakonissen -
Mutterhauses Stift Bethlehem in Ludwigslust, heute Krankenhaus)
Zwei Sandsteinplatten sind hinter dem Altaraufsatz im Chor der Retgendorfer Kirche für Bernhard Joachim von Bülow und für Charlotte Louise Caroline von Bülow, geborene von Oertzen (17.04.1764 - 22.02.1833), aufgerichtet.
Eine interessante Biografie verbindet sich mit Fritz Thyssen, der 1939 enteignet wurde und das Gut dann bis 1945 Staatsdomäne wurde.